Über dieses Problem gibt es so viele Theorien, dass man sie schon nicht mehr ordentlich zählen kann. Einige Leute sind der Ansicht, dass Materie und Geist identisch sind und auch jeder Klumpen Erde und jedes Atom eine Psyche besitzt (Panpsychistischer Identismus). Eine Gruppe meint, psychisch-geistige Zustände seien materiellen Ursprungs (Materialismus), während eine andere Gruppe an ihre eigenständige Existenz glaubt (Mentalismus). Manche sind der Ansicht, es gäbe sie überhaupt nicht. Wir würden nur das beobachtbare Verhalten des Menschen fehldeuten und dahinter einen fiktiven Homunkulus unterstellen (Behaviorismus). Eine andere Gruppe fasst sie auf als an sich überflüssige Begleiterscheinungen der Körperfunktionen (Epiphänomenalismus), so wie etwa Darmgeräusche solche Begleiterscheinungen von Verdauungsvorgängen sind. Wiederum andere betrachten sie als Funktionen gewisser Strukturtypen (Funktionalismus), für die das Gehirn ein Beispiel ist, ähnlich anderen Körperfunktionen, so zum Beispiel der Blutbeförderung als Funktion einer Vierkammerpumpe, gleichgültig, ob diese aus Muskeln und Gefäßen oder aus anderen Materialien besteht, etwa Metall und Plastikt ("künstliches Herz"). Für manche sind sie identisch mit den Gehirnzuständen (Geist-Gehirn-Identitätstheorie). Für andere bestehen sie als eigener Seinsbereich neben dem Körper (Dualismus). Für manche Dualisten besteht zwischen dem psychisch-geistigen Bereich und dem Körper eine Wechselwirkung (Interaktionismus). In den Augen anderer ist dies nicht möglich. Psychisch-geistige Zustände und der Körper laufen parallel nebeneinander (Parallelismus). Und so weiter und so fort. Wenn es so viele Theorien über einen Gegenstand gibt, dann wird das Meiste davon ja auch wohl Unsinn sein. Ausführliches über diese Thematik siehe in meinem Handbook of Analytic Philosophy of Medicine.
© 2017 - Prof. Dr. med. Kazem Sadegh-Zadeh, Tecklenburg